In den letzten Jahren ist in Velbert sehr viel neuer Wohnraum geschaffen worden. Zu einem kleinen Teil wurden alte Gebäude abgerissen und an gleicher Stelle neu gebaut. Der weitaus größere Teil der Bautätigkeiten lag im Bereich Einfamilienhäuser, Doppelhaushälften und Reihenhäuser. Diese wurden häufig auf vorher unversiegelten Flächen aus dem Boden gestampft. Das 2009 fertiggestellte ‚Handlungskonzept Wohnen‘ sah einen Bedarf an Mietwohnungen und Häusern mit gehobenem Standard und forderte eine Aktualisierung der Studie in 2014. Beides ist nicht geschehen! Weder der dort geforderte Wohnraum wurde geschaffen, noch wurde eine Anpassung der Studie an die geänderten Einwohnerverhältnisse vorgenommen. Seitdem haben sich die Rahmenbedingungen grundlegend geändert. Durch die Flüchtlingswelle und die Umkehrung von einer schrumpfenden Bevölkerung zu einer wachsenden Einwohnerzahl in Velbert, steht der Wohnugnsmarkt vor vollkommen anderen Herausforderungen.
Doch in Velbert werden einfach weiter Häuser nach dem Prinzip des höchsten Gewinns für die Stadt oder ihrer Tochtergesellschaft gebaut. Die städtebaulichen oder sozialgesellschaftlichen Entwicklungen Velberts werden dabei vollkommen außer Acht gelassen. Der geförderte Wohnungsbau ist eingebrochen und die Anzahl an Wohneinheiten mit Sozialbindung drastisch zurück gegangen. Auch der einfache Mietwohnungsmarkt ist aufgrund der geringen Bautätigkeit in dem Bereich leergefegt.
Wohnraum zu schaffen ist keine originäre Aufgabe einer Stadt. Jedoch obliegt ihr eine Steuerungsfunktion, um für bezahlbaren Wohnraum für alle BürgerInnen zu sorgen. Dies gehört zu den zentralen Aufgaben der Stadtentwicklung. Dieser Steuerungsfunktion kann eine Kommune über die Festlegung eines festen Anteils von Mietwohnungen bzw. Sozialwohnungen in Bebauungsplänen nachkommen, oder zu diesem Zweck eine eigene Wohnungsbaugesellschaft betreiben, die dann für genügend Wohnraum in den verschiedenen Segmenten sorgt.
In Velbert haben wir die Möglichkeit mit beiden Instrumenten zu arbeiten – aber nichts davon geschieht. Weder werden feste Anteile an Miet- bzw. Sozialwohnungen in neue Bebauungspläne aufgenommen, noch investiert die stadteigene Wohnungsbaugesellschaft in bezahlbaren Wohnraum. Da müssen wir wieder hinkommen. Wir brauchen eine Wohnungsmarktanalyse, die auf aktuellen Einwohnerzahlen und nicht auf Wünsche basiert, und es so der Stadt ermöglicht, ihrer Steuerungsfunktionen nachzukommen. Nur so können die Immobilien entstehen, die auf dem Markt benötigt werden und die für alle BürgerInnen auch bezahlbar sind.